Hans Wilhelm von Stubenberg


*22.4.1619 bis †15.3.1663

Biographie

Der evangelische Adelige Hans Wilhelm von Stubenberg gilt als der bedeutendste Übersetzer seiner Zeit. Die Familie Stubenberg stammte aus der Steiermark und erwarb im 16. Jahrhundert beträchtlichen Besitz in Böhmen.

Hans Wilhelm wurde in Neustadt an der Mettau (Nové Mesto nad Metují) geboren, verbrachte seine Kindheit und Jugend sowie die Jahre 1642 bis 1657 auf der Schallaburg. Sein Vater Rudolf war am Prager Fenstersturz beteiligt und wurde nach der Schlacht am Weißen Berg (1620) als Verschwörer verurteilt. Sein Vermögen wurde eingezogen, seine Frau und sein kleiner Sohn fanden auf der Schallaburg bei ihrem Verwandten Georg von Stubenberg Aufnahme. Nach dessen Tod (1628) war auch sein Neffe Hans Wilhelm einer seiner Erben, der jedoch angesichts der sich verschärfenden Rekatholisierung mit seiner Mutter nach Prima in Sachsen zog, einem Zentrum böhmischer Exulanten.

Mit 17 Jahren unternahm Hans Wilhelm eine Kavalierstour nach Italien, Frankreich und in die Niederlande. 1641 übernahm er die Herrschaften Schallaburg und Sichtenberg in Niederösterreich und heiratete im März 1642 eine steirische Adelige. Das Ehepaar hielt sich oft in Pressburg auf, um dort am evangelischen Gottesdienst teilzunehmen. In den folgenden Jahren widmete sich Hans Wilhelm dem Landleben, insbesondere der Pferdezucht. Im Jahre 1648 wurde er in den angesehenen Dichterkreis "Fruchtbringende Gesellschaft" aufgenommen. Er verfasste keine eigenständigen Werke, sondern arbeitete an der Übersetzung zeitgenössischer italienischer und französischer Romane sowie lateinischer Traktate. Nach den Zielsetzungen der "Fruchtbringenden Gesellschaft" war er um die Entwicklung des Deutschen als Literatursprache bemüht, die er durch die Übertragung "wertvoller" Bücher ins Deutsche und die Beseitigung der Fremdwörter erreichen wollte.

Als im Jahre 1652 die endgültige Rekatholisierung Österreichs eingeleitet wurde, wollte Stubenberg das Land verlassen, hatte aber in Deutschland keinen Erfolg und musste schließlich wieder auf der schwer verschuldeten Schallaburg leben. Nach deren Verkauf (1660) an Richard Augustin Klaezi von Altenbach lebte er bis zu seinem Tod in Wien.